Live aus dem Kloster Banz:BIPV wird professioneller
(Source: Photovoltaik, 2015-03-03)
Beim Forum Bauwerkintegrierte Photovoltaik in Bad Staffelstein wird
deutlich, dass Solarfassaden zunehmend zu Handwerkszeug der
Architekten werden. Die Zahl der Projekte im Neubau und in der
Modernisierung wächst, Baubranche und Solarindustrie
nähern sich an.
Rund 80 Teilnehmer kamen zum 7. Forum Bauwerkintegrierte
Photovoltaik ins Kloster Banz nach Bad Staffelstein. Im Unterschied
zu früheren Jahren stand nicht mehr die Steigerung des
Stromertrags aus Photovoltaikfassaden im Mittelpunkt, sondern
„die Integration in dezentrale Versorgungskonzepte“,
wie es Heinz Hullmann ausdrückte. Der Architekturprofessor aus
Hamburg eröffnete die Tagung, die als Vorkonferenz zum 30.
PV-Symposium stattfindet.
Zu Beginn der Vorträge skizzierte Josef Rechberger von Ertex
Solar aus Österreich kurz den Stand der Technik bei opaken und
semitransparenten Solarmodulen. Bisher ist Sunways aus Konstanz in
der Entwicklung neuartiger Fassadenmodule aus monokristallinem oder
polykristallinem Silizium führend gewesen. Doch das
Unternehmen musste Insolvenz anmelden. Ob die aufwändige
BIPV-Produktstrecke unter dem neuen Investor Shunfeng aus China
fortgeführt wird, steht in den Sternen. Auch aussichtsreiche
Versuche mit Siliziumdünnschicht bei Schott Solar und
Schüco sind mittlerweile eingestellt. Bosch experimentiert mit
CIS-Fassaden, die aber nicht transparent sind.
Fassaden mit Standardzellen
Rechberger sieht in klassischen Standardmodulen mit weitem Abstand
der Waferzellen aus Silizium eine gewisse Zukunft, auch wenn diese
Bauweise mit Einbußen bei der Solarleistung einhergeht. Auf
maximale Erträge komme es nicht mehr an, da die meisten
neueren Projekte ohnehin auf den Eigenverbrauch des Solarstroms
ausgelegt sind.
Christian Renken von der Hochschule in Bern hat sich eingehend mit
dem Planungsprozess von Solarfassaden befasst. „Der Schritt
von der Photovoltaik zum selbstverständlichen Bauteil für
Fassaden ist längst nicht getan“, kommentierte er.
„Bei rund 80 Prozent der Architekten ist die Photovoltaik
noch nicht angekommen.“ Dennoch bewertete er die wachsende
Anzahl von Referenzen als ermutigenden Trend, dass sich die
gebäudeintegrierte Photovoltaik aus der Nische heraus
entwickelt. Ein Massenmarkt sei jedoch nicht in Sicht. Willi Ernst
von der Biohaus Stiftung wies daraufhin, dass lediglich bei solaren
Dachziegeln ein eigener Markt entstanden sei, „damit wurden
schon etliche Megawatt aufgebaut“, wie er betonte.
Möglichst kompakte Modulfelder
Die eidgenössischen Forscher aus Bern haben etliche
Solarfassaden analysiert. „Die Fassade zeigt die Handschrift
des Architekte, sie gibt dem Gebäude ein individuelles
Gesicht“, erläuterte Christian Renken. „Dass sie
sich nach den Gegebenheiten der Photovoltaik richten müsste,
wird von vielen Architekten als zynisch empfunden.“
Am Beispiel der Solarfassade eines Wohnhochhauses im
schweizerischen Sihlweid konnte er zeigen, dass die auf allen vier
Gebäudefassaden angebrachten Photovoltaikmodule erhebliche
Deckungsbeiträge für die Energieversorgung der Bewohner
erbringen. Die Ertragskurve wandert im Tagesverlauf von der
Ostfassade nach Süden und weiter nach Westen, auch der
nördliche Teil bringt einige Stromerträge. „Bis zu
80 Prozent des Sonnenstroms kann man direkt im Gebäude
nutzen“, meinte Renken. „Der solare Deckungsgrad
erreicht rund 50 Prozent.“ Zum Vergleich: Bei einem normalen
Wohnhaus mit Südanlage sind es zwischen 15 und 20 Prozent.
Renken sieht vor allem zwei Aufgaben für Architekten und
Anlagenplaner: Zum Einen ist frühzeitig zu klären, was
mit dem Sonnenstrom im Gebäude passieren soll. „Zum
Anderen sind die Solarmodule möglichst kostengünstig in
die Fassade einzubinden“, empfahl Renken. „Das
bedeutet, dass die Photovoltaik bereits in die Vorplanung der
Fassade einzubeziehen ist. Sonst läuft es darauf hinaus, sie
später mit hohem Aufwand und Kosten in eine bereits geplante
Fassade zu adaptieren.“
Er verwies auch darauf, dass der Fassadenbauer in der Regel keine
Erfahrungen und Kenntnisse mit der DC-Verkabelung der Module hat.
„Man sollte die Modulfelder möglichst kompakt planen,
das senkt den Aufwand für die Verkabelung“, riet er.
„Zudem muss der Solarplaner genau die fachgerechte
Verkabelung überprüfen. Das betrifft die Zugentlastung
der Kabelbäume, thermische Überhitzung, die Führung
über Metallkanten oder möglicher Tierfraß.“
Wenn die Fassade einmal fertiggestellt ist, sei es in der Regel
später sehr aufwändig, Schäden in der DC-Verkabelung
zu reparieren.
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